Beautiful.

Sie haben ihr Ziel erreicht. Welch ein Ritt – wir sind um 4 Uhr aufgestanden und haben kurze Zeit später den Campingplatz in Tasman verlassen. Kina Beach und unsere Bubbel zurückgelassen. Die Nacht ist stockfinster. Wir begegnen in den ersten zwei Stunden nur einer Handvoll Autos. Marie schläft, unser Plan geht auf. Erinnerungen auf der Autofahrt durch fantastische Herbstlandschaft.

Anzac-Cookies von Jane. Traditionelles Gebäck aus Getreide und Kokusnussflocken, die die Soldaten damals, so ähnlich, bei sich hatten.

Am Vormittag erreichen wir die Ferienwohnung. Klein, gemütlich und mit allem ausgestattet, was unser Camper-Herz begehrt: Netflix, Dusche, Geschirrspüler. Hochstuhl für Marie und Kohlenmonoxid-Detektor. Die Spießigkeit und Sterilität der Wohnung schreit aus jeder Ecke, tut aber gerade so unglaublich gut. Wir duschen egoistisch lang, waschen jede Socke und scrollen, befriedigend, durch das Netflix-Angebot. Ohne etwas zu schauen, die Existenz beruhigt allemal.

Die letzten Tage in Kina waren gemütlich. Das Ende der 4,5 Wochen versprach nahezu Virus-Freiheit – es gab einige wohltuende Umarmungen zum Abschied. Montag Abend gab es nochmal ein Dorf-Essen: wir haben einen Topf mit Seafood-Pasta à la Opa/Papa Lübeck mitgebracht- Fisch, Garnelen und zur Erweiterung Muscheln. Nach Eröffnung des Buffets gab es eine 20minütige Stille. Schmatzen. „Beautiful“. Es schmeckte.

Es waren tolle Wochen, eine schöne Quarantäne. Wir hatten Glück mit unserer Bubbel. Der Taxifahrer, auf dem Weg zurück von den Camper-Rückgabe, war der Meinung, der Sommer hat sich in den letzten Jahren in Richtung Februar, März, April verschoben. Ja – wir hatten fantastisches Wetter in der Tasman Bay. Haben zwei Wege, ein renoviertes Bad und eine Sonnenliege gegen fünf Freunde, zwei Gemälde und eine Menge toller Eindrücke getauscht.

Wie es ab jetzt weitergeht, fragt der Taxifahrer, der sich Vinylman nennt. In der uber-App steht, der Fahrer sei schwerhörig oder gehörlos. Ich antworte erstmal viel zu laut, bis ich merke, es kann nicht so schlimm sein. Wissen wir auch nicht, antworte ich. Für die nächsten zwei Wochen, also für Level 3, bleiben wir erstmal hier. Und danach wollen wir auf die Nordinsel. Vinylman erzählt von der Möglichkeit, einen Camper zurückzuführen. Die Vermietung bezahlt die Fähre, man hat 5 Tage Zeit und es kostet am Tag nur ein paar Dollar. Ich lache, denke an Claires Reaktion, wenn ich ihr das vorschlagen würde und antworte, erstmal nicht. Wir brauchen jetzt mal Campingurlaub-Urlaub. Aber vielleicht sieht die Welt in zwei Wochen ja wieder anders aus!

Zur Verabschiedung sagt Chris „See ya, when we see ya!“. Recht hat er. Wir kommen wieder, aber nur, wenn wir den einen Platz vorne am Meer bekommen. Dort, wo man die Wellen irgendwann nicht mehr hört, weil sie immer da sind. Dort, wo man das Getrippel der Möwen auf dem Camperdach erkennt. Dort, wo es mit zwei Mäusen und einem toten Pinguin begann und mit den ersten Schritten Maries endete.

Hier in New Brighton hört man das Meer nicht mehr. Es ist 500 Meter die Straße runter, dafür hört man Autos und wird vor Erdbeben gewarnt. Die Möwen sieht man aus dem Fenster, Marie läuft trotzdem. Und lacht.

Beautiful.

Veröffentlicht von Phi

Tüddelbüddel

2 Kommentare zu „Beautiful.

  1. Toller Text, wunderbare Erinnerungen, fantastische Bilder, ein neuer Abschnitt… der Weg geht weiter …
    Waren die Salatgurkenscheiben ok ? oder waren sie so wie meine Radieschenscheiben im Kartoffelsalat …

    Gefällt 1 Person

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